mir fiel auf, dass es verhältnismäßig oft passiert, dass menschen, die mich kennen lernnen, nach einer weile des warm werdens sagen, dass ihnen auffiele, dass ich so gut wie gar keine fragen stelle. manche sagen das mit so einem unterton der leisen enttäuschung, so als wollten sie damit ausdrücken, dass sie das gefühl hätten, ich interessiere mich nicht sonderlich für sie. immer, wenn das passiert, bin ich so ein wenig perplex, weil ich jedes mal feststelle, dass ich mich da gar nicht kontrolliere, dass ich eigentlich nie darauf achte, wie ich kommuniziere, was ich kommuniziere, vor allem im vergleich zu dem, was ich vielleicht kommunizieren sollte, oder noch viel mehr im vergleich zu dem, was andere von mir hören wollen. und weil die das dann gerade gesagt haben, eben dass ich fast keine fragen stelle, guck ich mir das noch mal an, also spule ich sozusagen die konversation im kopf noch mal zurück und gucke, ob da irgendwo fragen sind, die der mensch, mit dem ich mich gerade unterhalte, übersehen hat, oder ob der mensch recht hat, und wenn er recht hat, was das dann wohl zu bedeuten hat, was es über mich aussagt, ob das was schlimmes ist, all so sachen.
sie haben durchaus recht, stelle ich dann fest. ich stelle tatsächlich nicht viele fragen. aber eine stellte sich dann von ganz allein - nämlich die, ob die implizierte vermutung, dass ich mich nicht sonderlich für meine gesprächspartner interessiere, zutrifft oder eben nicht. es kann ja nicht schaden, sich mal solch eine frage zu stellen, sich mal kritisch anzugucken, mal zu schauen, ob das bild, das man von sich selbst hat, auch einigermaßen mit dem bild übereinstimmt, das die leute da draußen von einem haben. denn auch wenn die leute in diesem punkt, also dem mit den fragen, durchaus recht haben, bin ich ja der meinung, dass ich ein überaus neugieriger mensch bin und mich allgemein sehr für menschen interessiere, und für das, was sie so bewegt, was sie tun, warum sie das tun, was sie tun, was sie erlebt haben, was sie zu den menschen gemacht hat, die sie sind. und da ist das dann ja schon ulkig, wenn da einer wenig fragt.
nun will ich nicht wirklich behaupten, dass ich da eine schlüssige antwort drauf gefunden hätte, aber manchmal sind die dinge doch ein ganzes stück einfacher, als man denkt. einer wie ich zum beispiel wird von der paradoxie des neugierig sein aber nicht fragens so eingenommen und macht sich über die theoretisch vorhandene möglichkeit, dass man sich in sich selbst mächtig geirrt haben könnte, so intensive gedanken, dass die simplizität der frage außer sichtweite gerät und im nu der wald so groß ist, dass man die bäume nicht mehr sieht.
dabei scheint es einfach nur so zu sein, dass ich es schlicht und ergreifend schöner finde, wenn menschen mir von sich erzählen, ohne dass ich sie etwas fragen muss. was zwangsläufig zur folge hat, dass ich solche menschen mag, menschen, die etwas erzählen können, die berichten können, die mich zuhören lassen können, und die es gern haben, wenn man ihnen auch etwas erzählt, das sie fesselt, bei dem sie etwas lernen können, das ein neues licht auf etwas wirft, das in ihrem kopf herumfliegt, wenn sie neue dinge erfahren, die in dem, was sie wissen, hübsche neue verbindungen schaffen. es ist eher so, dass ich pausenlos fragen könnte, aber wozu, der aufnahmeapparat für interessante geschichten, fakten, wissen, anekdoten, der ist eh die ganze zeit an, ich habe keinen mangel an interesse, ich bin im wachzustand dauerwissbegierig.
und erleichtert, jetzt. manche menschen brauchen fragen, um erzählen zu können. das ist das einzige, was ich manchmal bedenken muss. mehr nicht.
bremsruebe - 9. Nov, 14:32