Wer wo was mit wem:
Burnt Friedman & Jaki Liebezeit
Fast jeden Freitag das gleiche Spiel: Ich lege „The Librarian“ von Burnt Friedman und Jaki Liebezeit auf, und spätestens wenn David Sylvian die Stimme erhebt, recken sich die Hälse und die Frage folgt, wer ist denn das. Mancher erkennt den nicht ganz uncharakteristischen Gesang des Herrn Sylvian, und ist dann um so irritierter, wenn der Name bei den Interpreten fehlt. Bei Jaki Liebezeit wird die Sache schon schwerer, und Burnt Friedman kennen nur ganz Eingeweihte. Höchste Zeit, Aufklärung zu betreiben.
Die erste Hälfte des Duos, Burnt Friedman, heißt eigentlich Bernd Friedmann und kommt aus Köln. Ein ziemlich eifriger Mensch, der unter anderem in der einst bei Ninja Tune beheimateten Formation Flanger musiziert, gemeinsam mit dem noch viel eifrigeren Uwe Schmidt, der auch als Senor Coconut, Atom, Atom Heart und Lassigue Bendthaus unterwegs ist bzw. war.
Friedman ist auch ein begeisterter Neuseeland-Fan, und da Musiker auf solchen Reisen auch oft mal andere Musiker kennen lernen, hat sich als Resultat dieser Ausflüge ans Ende der Welt das Projekt Nu Dub Players entwickelt, die mittlerweile zwei schöne Alben auf Nonplace veröffentlicht haben – ein Label, das von Friedman betrieben wird, und auf das kürzlich auch Flanger wechselte.
Über den Umweg eines Remix Auftrags für David Sylvian fand Friedman schließlich auch Aufnahme in dessen jüngstem Projekt, Nine Horses, in dem auch Sylvians Bruder Steve Jansen spielt, mit dem Sylvian wiederum lange Jahre in der Gruppe Japan zu Hause war.
Die andere Hälfte des Duos, Jaki Libezeit, ist allein schon ein ganzes Stück Musikgeschichte. Bereits in den frühen Sechzigern fand der Schlagzeuger den Weg nach Barcelona und musizierte unter anderem mit der Jazz Legende Chet Baker. Nebenher studierte er als einer der ersten Drummer die rhythmischen Strukturen anderer Völker, vor allem der des Flamencos und der arabischen Musik.
Berühmtheit erlangte Liebezeit vor Allem durch die Mitgliedschaft in der Gruppe Can, die zweifellos als eine der einflussreichsten Formationen der Musikgeschichte bezeichnet werden darf und das repräsentiert, was man heute Krautrock nennt. Nach der Auflösung der Gruppe spielte Liebezeit unter anderem in der Phantomband und trommelte für diverse Projekte als Freelancer.
Mit seinem ehemaligen Can Kollegen Holger Czukay arbeitete er auch nach der Can Trennung weiter, und beide arbeiteten oft und intensiv mit Jah Wobble zusammen, der wiederum von John Lydon alias Johnny Rotten für dessen Projekt Public Image Ltd angeworben wurde. Mitte der Neunziger schließlich gründete Liebezeit mit Dirk Herweg und Boris Polonski den Club Off Chaos, mit dem er mehrere Alben veröffentlichte.
Dass sich Friedman und Liebezeit irgendwann einmal über den Weg laufen würden, war quasi unvermeidlich – beide leben in Köln und sind in der dortigen Musikszene tief verwurzelt. Ihr erstes gemeinsames Album, Secret Rhythms, erschien 2002, und wurde mit teilweise fast überschwänglichem Lob aufgenommen. Die Kombination aus Friedmans fast manisch detailverliebter Arbeit an diversen Instrumenten und Liebezeits bekannt unnachahmlicher Trommelarbeit funktionierte prächtig.
In dem wunderbaren neuen Album, das konsequenterweise Secret Rhythms 2 heißt, laufen viele der Fäden, die sich über die Jahre entwickelt haben, zusammen. David Sylvian ist zu Gast und bringt gleich drei Nine Horses Stücke mit, Morten Grönvad spielt wie auch schon bei Senor Coconut das Vibraphon, Klarinettist Hayden Chisholm ist einer der neuseeländischen Kollegen, die Friedman auf seinen Reisen kennen lernte, Daniel Schroeter bedient auch bei den Nu Dub Players den Bass, und fast alle haben an der letzten Nine Horses CD mitgewirkt.
Das ist ein ungeheuer kreatives und spannendes Netzwerk, das sich da gebildet hat – es wird interessant zu beobachten sein, wie es sich weiter entwickelt.
(LEVEL 47 - 12/05)
Fast jeden Freitag das gleiche Spiel: Ich lege „The Librarian“ von Burnt Friedman und Jaki Liebezeit auf, und spätestens wenn David Sylvian die Stimme erhebt, recken sich die Hälse und die Frage folgt, wer ist denn das. Mancher erkennt den nicht ganz uncharakteristischen Gesang des Herrn Sylvian, und ist dann um so irritierter, wenn der Name bei den Interpreten fehlt. Bei Jaki Liebezeit wird die Sache schon schwerer, und Burnt Friedman kennen nur ganz Eingeweihte. Höchste Zeit, Aufklärung zu betreiben.
Die erste Hälfte des Duos, Burnt Friedman, heißt eigentlich Bernd Friedmann und kommt aus Köln. Ein ziemlich eifriger Mensch, der unter anderem in der einst bei Ninja Tune beheimateten Formation Flanger musiziert, gemeinsam mit dem noch viel eifrigeren Uwe Schmidt, der auch als Senor Coconut, Atom, Atom Heart und Lassigue Bendthaus unterwegs ist bzw. war.
Friedman ist auch ein begeisterter Neuseeland-Fan, und da Musiker auf solchen Reisen auch oft mal andere Musiker kennen lernen, hat sich als Resultat dieser Ausflüge ans Ende der Welt das Projekt Nu Dub Players entwickelt, die mittlerweile zwei schöne Alben auf Nonplace veröffentlicht haben – ein Label, das von Friedman betrieben wird, und auf das kürzlich auch Flanger wechselte.
Über den Umweg eines Remix Auftrags für David Sylvian fand Friedman schließlich auch Aufnahme in dessen jüngstem Projekt, Nine Horses, in dem auch Sylvians Bruder Steve Jansen spielt, mit dem Sylvian wiederum lange Jahre in der Gruppe Japan zu Hause war.
Die andere Hälfte des Duos, Jaki Libezeit, ist allein schon ein ganzes Stück Musikgeschichte. Bereits in den frühen Sechzigern fand der Schlagzeuger den Weg nach Barcelona und musizierte unter anderem mit der Jazz Legende Chet Baker. Nebenher studierte er als einer der ersten Drummer die rhythmischen Strukturen anderer Völker, vor allem der des Flamencos und der arabischen Musik.
Berühmtheit erlangte Liebezeit vor Allem durch die Mitgliedschaft in der Gruppe Can, die zweifellos als eine der einflussreichsten Formationen der Musikgeschichte bezeichnet werden darf und das repräsentiert, was man heute Krautrock nennt. Nach der Auflösung der Gruppe spielte Liebezeit unter anderem in der Phantomband und trommelte für diverse Projekte als Freelancer.
Mit seinem ehemaligen Can Kollegen Holger Czukay arbeitete er auch nach der Can Trennung weiter, und beide arbeiteten oft und intensiv mit Jah Wobble zusammen, der wiederum von John Lydon alias Johnny Rotten für dessen Projekt Public Image Ltd angeworben wurde. Mitte der Neunziger schließlich gründete Liebezeit mit Dirk Herweg und Boris Polonski den Club Off Chaos, mit dem er mehrere Alben veröffentlichte.
Dass sich Friedman und Liebezeit irgendwann einmal über den Weg laufen würden, war quasi unvermeidlich – beide leben in Köln und sind in der dortigen Musikszene tief verwurzelt. Ihr erstes gemeinsames Album, Secret Rhythms, erschien 2002, und wurde mit teilweise fast überschwänglichem Lob aufgenommen. Die Kombination aus Friedmans fast manisch detailverliebter Arbeit an diversen Instrumenten und Liebezeits bekannt unnachahmlicher Trommelarbeit funktionierte prächtig.
In dem wunderbaren neuen Album, das konsequenterweise Secret Rhythms 2 heißt, laufen viele der Fäden, die sich über die Jahre entwickelt haben, zusammen. David Sylvian ist zu Gast und bringt gleich drei Nine Horses Stücke mit, Morten Grönvad spielt wie auch schon bei Senor Coconut das Vibraphon, Klarinettist Hayden Chisholm ist einer der neuseeländischen Kollegen, die Friedman auf seinen Reisen kennen lernte, Daniel Schroeter bedient auch bei den Nu Dub Players den Bass, und fast alle haben an der letzten Nine Horses CD mitgewirkt.
Das ist ein ungeheuer kreatives und spannendes Netzwerk, das sich da gebildet hat – es wird interessant zu beobachten sein, wie es sich weiter entwickelt.
(LEVEL 47 - 12/05)
bremsruebe - 19. Feb, 17:58
0 comments - add comment - 0 trackbacks
Trackback URL:
https://bremsruebe.twoday.net/stories/1590838/modTrackback