1
Sep
2005

Boozoo Boohoo

596654

Ulkig. Grad guck ich mir an, was Katrina and the Waves mit New Orleans angerichtet haben, da klingelt es, und es ist der Postbote, wie nicht anders zu erwarten, und er bringt mir, quasi als Soundtrack, die neue Boozoo Bajou. Die Stereo MCs lagen zwar auch dabei, aber das tut jetzt nichts zur Sache. Also ließ ich den Katatrophenbericht aus Biloxi links liegen und ging gleich rüber zu den Plattenspielern.

Komisch eigentlich, ich dachte immer, Boozoo Bajou wären nicht nur sowas wie das Aushängeschild von Stereo Deluxe, sondern irgendwie auch die Scheffs vom Label. Aber wie immer hab ich das nicht nachgeguckt, und jetzt ist es eh zu spät, die sind seit neuestem bei !K7. Vielleicht haben die den besseren Vertrieb, wer weiß das schon. Der Dorfmeister hat seine Tosca ja auch nach Berlin geschoben und sein eigenes Label im Stich gelassen. Es wird Gründe geben.

Bei Boozoo Bajou jedenfalls lag es weder an einem Wetter- noch an einem Stilumschwung. Mit der gleichen gemächlichen Gangart geht es durch das Südstaaten-Downbeat-Programm über Beats, die selbst dann keinen Schweiß aufkommen lassen, wenn man sie selbst spielen müsste. Nicht nur weil sie so langsam sind, sondern auch weil sie so uultracool sind.

Und selbst wenn da leise Hektik aufkäme, so zum Beispiel weil jemand den Arm hebt, um nach dem Bier zu greifen, dann sind da die tiefen trägen Stimmen von Wayne Martin und seinen Kollegen, die wieder für völlige Ruhe sorgen und es einem ermöglichen, sich darauf zu konzentrieren, die Körpertemperatur unter den 40 Grad zu halten, die da draußen vor der Veranda herrschen.

Das machen sie echt gekonnt, und wer weiß, wie schwierig es ist, einem Beat unterhalb der 80 BPM das Grooven beizubringen, der zollt den Herren von Boozoo Bajou vollste Hochachtung. Auch wenn, und das muss man dann doch mal sagen, die superlässige Loungequalität von Tracks wie "Yma" und "Camioux" knapp verpasst wird. Aber wir wollen nachsichtig sein - solche Juwelen legt man auch nicht alle fünf Jahre auf den Tisch.

Dafür haben sie zumindest eine kleine Überraschung parat: Mit "Blast" liegt zwischen all der Bajou-Bar-Behäbigkeit ein richtig flotter und treibender Broken Beat House Stampfer, der uns gern vergessen lässt, dass mit "Killer", einem völlig Boozoo-untypischen und obendrein dämlichen Ragga-Uptempo-Blödsinn, das überflüssigste Stück des Albums als Single ausgekoppelt wurde.

Offen gestanden hatte ich nach Begutachtung eben jener Single schon leichte Befürchtungen, dass der Gang zum neuen Label zu einem ganzen Album voller solcher Platitüden führen könnte. Die Funky Lowlives dienten ja bereits als warnendes Beispiel. Aber gut, zum Glück kam es anders, und den ollen "Killler" kann man ja beim Hören wegdrücken.

Entwarnung also bei Boozoo, im Gegensatz zur musikalischen Heimat - New Orleans ist versunken, und so wird "Dust My Broom" (so heißt das neue Album) zu einer Art Trauermusik für eine der wenigen wirklich lässigen Städte im Land der unbegreiflichen Dämlichkeiten.

BOOZOO BAJOU - DUST MY BROOM - !K7 Records
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